Der Fafnir und seine Rückkehr zur Wasserkuppe

Ein Bericht von Stefan Birke

Im Rahmen eines Aufenthalts auf der Wasserkuppe im Jahr 2018 zum Hangfliegen besuchten Günter Hoppe, Andreas Thiemann und ich anschließend das deutsche Segelflugmuseum, in dem unser Modellflugkollege Bernd Vogt als Mitarbeiter tätig ist.

Nachdem wir die Ausstellung ausgiebig begutachtet hatten, besuchten wir auch die Werkstatt und das Lager in den Kellerräumen des Museums. Auch hier waren einige „Schätze“ in unterschiedlichen Zuständen zu bestaunen.

Und hier stand er: Der Rumpf eines Fafnir-Modells im Maßstab 1:3 mit 6,33m Spannweite.

Ein edles Stück Holz im Rohbauzustand, wenn man es so bezeichnen kann. Der Vater des Projekts, Jörg Mackensen, wollte ein flugfähiges Modell dieses Baumusters erschaffen und hatte mit der Erstellung des Rumpfes die Richtung in Sachen Qualität und Ausführung bereits vorgegeben. Der Rumpf war in dieser Bauweise ein Abbild des Originals und sehr gut gebaut. Auch die bereits in den Rumpf eingearbeitete Flächenbefestigung entspricht weitestgehend dem Original, was ich in dieser Ausführung noch nie in einem anderen Modell zuvor gesehen hatte.

Leider konnte Jörg Mackensen sein Projekt nicht beenden. Er verstarb an einer heimtückischen Krankheit im Jahr 1999.

Nach Überlegungen, den Rumpf als Einzelstück im derzeitigen Zustand im Museum auszustellen, war es eigentlich klar, dass dies nicht im Sinne des Erbauers gewesen wäre. Es stellte sich also die Frage, wer das Können, die Fähigkeit, die Möglichkeit und die Zeit besitzt,  ein solches Projekt zu Ende zu führen.

Diese Frage hatte sich Bernd Vogt wahrscheinlich bereits im Vorfeld unseres Besuches gestellt und vermutlich wohl auch eine Antwort dazu gefunden. Man könnte meinen, dass der Besuch des Kellers in Anwesenheit Günters nicht ohne Hintergedanken war. Das Interesse war sofort bei allen Anwesenden geweckt, ein Modell in dieser Größe in der Luft zu sehen. Dieses Baumuster gehört bei vielen Segelflugbegeisterten sicherlich zu einem der schönsten und elegantesten seiner Zeit und sicherlich würden sich viele Modellbauenthusiasten freuen, solch ein Modell zu besitzen.

Zur Freude aller nahm sich Günter, der nach etlichen Jahren des Modellbaus mit „modernen“  Materialien endlich mal wieder mit Holz arbeiten wollte, dieser Herausforderung an. So zog der Rumpf in das Weserbergland, in die Modellmanufaktur in Günters Keller.

Hier begann nun das Projekt „ Fertigstellung Fafnir“. Nachdem Baupläne und Fotos des Originals studiert waren, begann die Erstellung der Zeichnungen im Maßstab 1:1, sowohl für die fehlenden Flächen als auch für die ebenfalls fehlenden Höhenleitwerke. Danach kam die altehrwürdige Laubsäge zur Erstellung der Rippensätze zum Einsatz: 62 Stück je Fläche, die Günter von Hand aussägte und entsprechende Stützstreben einarbeitete. Die Querruder, mit einer Länge von circa zwei Metern und 12 cm Breite, sind hier wie separate Flächen zu sehen, für die ebenfalls die Rippen anzufertigen waren. Diverse sich auftuende Aufgaben, Vorbereitungen und eine aufwendige Materialbeschaffung sorgten für eine Menge Arbeit. Die vorhandene Helling musste verlängert und wegen des Möwenknicks der Tragflächen umgebaut werden.

Letztendlich hat Günter nach einer Bauzeit von rund 3 Jahren dieses einzigartige Modell fertiggestellt und in Bückeburg das Ergebnis seiner Arbeit beim Erstflug überprüfen können. Dieser erfolgte am 12. Oktober 2022 und verlief problemlos. Aufgrund der äußerst sorgfältigen und genauen Bauausführung – wie man es bei Günters Modellen kennt – waren weder bauliche Anpassungen noch Einstellungen in Sachen Schwerpunkt und Trimmung notwendig. Der Fafnir zog seine Bahnen wie auf Schienen. Ein unglaubliches und sicherlich unvergessliches Flugbild bot sich den Anwesenden.

Nach diesem erfolgreichen Flugtag entschloss sich Günter den Fafnir seinem eigentlichen Bestimmungsort, dem deutschen Segelflugmuseum zu übergeben. So, wie es von Anfang an mit Bernd Vogt ausgemacht war.

Am 4. November 2023 reiste die selbe Gruppe wie in 2018 zur Wasserkuppe, um das Modell dem dortigen Museum zu übergeben.

Der Fafnir wurde im vorderen Bereich des Rundbaus des Museums in Augenhöhe positioniert. Somit können die Besucher dieses schöne Modell aus mehreren Perspektiven bewundern.

 

Im Folgenden ein paar Impressionen von der Rückkehr:

Der Fafnir kommt an…

 

… Bernds helfende Hände…

 

… und Günter in Aktion.

 

Die Modellbauenthusiasten (von links): Bernd Vogt (mit Frau), Andreas Thiemann, Günter Hoppe.
Fotograf: Stefan Birke

 

Aufbauarbeiten:

 

Und noch ein Interview für die Museumgeschichte mit Günter:

 

Der fertige Fafnir an seinem Bestimmungsort: